Bei Wind und Regen war das Interesse vor der Lorenzkirche zunächst klein. Je mehr das Wetter aufhellte, desto mehr Menschen mit Redebedürfnis tauchten auf. Mit der Zeit aber auch echt Interessierte und ein weiteres Mal viele Botschaften von Leuten, die uns wählen. Ein guter Ort zum Abschließen, der Platz vor der Lorenzkirche.
Die Nordstadtbewohner mögen uns. Viele waren bereits wählen, viele wollten unsere Zeitung, die Stimmung war sehr sommerlich. Die Fans überwogen die Zweifler. Ein Kind meinte: Ihr seid die besten, weil ihr die Guten seid.
Fotos: Nikolaus Struck, Fotos und Text: Stephan Grosse-Grollmann
Wie immer an dieser Stelle ein großer Erfolg und eine große Freude: Unsere Straßenbahn-Begrüßungen.
Zuerst zögerlich, dann aber doch zunehmend wurden unsre Grüße erwidert. Teils nur zaghaft, aber manchmal auch akustisch mit der Straßenbahnklingel.
Fotos: Nikolaus Struck, Fotos und Text: Christian Körner
Buchenbühl war unser bisher erster kakophonischer Stand. Zwei Gute kamen mit dem Auto, zwei Gute mit dem Rad, zwei Gute schoben einen Rollwagen den Berg hinauf. Am Ende waren wir ganze 9 Gute, doch der Stand wollte nicht fertig werden. Auch wurden gleichzeitig Sägearbeiten an einem neuen Buchenbühlschild gemacht und andere verteilten die frisch entstandenen Handzettel "Gute Gedanken zu Buchenbühl" in der Siedlung. Der Paulusstein erlebte einen richtig rätselhaften Auftritt, was im letzten Gemüseladen mit "ist schon immer lustig, die Kleinen" kommentiert wurde. Der Abschluss fand dann am Haltepunkt statt. Nun bekam die Sägearbeit ihren Sinn: Der Haltepunkt erhielt sein erstes Schild "Buchenbühl" seit Jahrzehnten, getarnt als Plakatständer von uns. Willi hielt die Eröffnungsrede, Michel hatte eine original Schaffnermütze aus dem 20. Jhdt. auf. Bahn fuhr keine vorbei, da heute Baumpflegearbeiten an der Gräfenbergbahn stattfanden. Helmuth sei Dank für Mütze und Schild.
Fotos: Helmuth Dietrich, Fotos und Video: Nikolaus Struck, Foto und Text: Stephan Grosse-Grollmann
Fischbach trifft Gute Oberfranken in Altenfurt: Während unsere drei guten Fischbacher einen perfekten Sonnenstand mit Schirm, hübschen neuen Flyern und alten Korbstühlen vor dem Altenfurter Edeka aufgebaut hatten, kämpften die beiden Oberfranken noch auf ihrem Weg in den Süden mit der Technik. Auch die S-Bahn liebt keine Aufzüge, so war der Rollwagentransport eine einzige Schlepperei ohne Rolltreppe und endete unfreiwillig fast in der Oberpfalz - man fuhr mit der S3 willentlich an Altenfurt vorbei bis Feucht. Unser Frankenwaldler Udo fand dann aber die Fischbacher und Altenfurter als ein deutlich interessierteres Volk als das vom Vortag. Bis auf die Fragerei nach der Brille waren die Gespräche doch ziemlich sinnvoll und wir müssen das Fischbacher Trio richtig loben für seinen Einsatz und die gute Wahl des Standortes. Auch eine Plakatständerspaziergang war mit drin im Angebot.
Der Stand vor dem Komm war zwischen dem Plakat zu den Massenverhaftungen und dem Eingang zur Touristeninfo ideal: Die Mehrzahl der Käufer eilte vom Grand Hotel über die Straße an uns vorbei, man will ja schließlich in die Innenstadt. Dafür wurde, wer in den Untergrund wollte, von unserem blauen Großlogo begrüßt.
Fotos: Nikolaus Struck, Foto und Text: Stephan Grosse-Grollmann
Wir kommen mit Verspätung an unserem Infostand vor dem Mercado an wegen "Doppelmist" am U-Bahnhof Nordostbahnhof. Der Aufzug, den wir für unseren Infostand-Werkstattwagen brauchen ist kaputt. Wir wollen eine Station bis Schoppershof zurückzufahren. Als wir in der U-Bahn stehen, bleiben die Türen offen. Nach einiger Zeit kommt die Durchsage, dass es wegen einer Betriebsstörung am anderen Ende der Strecke zu Verzögerungen kommt. Der fahrerlose U2-Zug steht. Wir steigen also wieder aus, laden an der Rolltreppe komplett ab - der Wagen geht so grade auf die Rolltreppe. Oben laden wir dann alles wieder auf. Kaum vor dem Mercado angekommen - steht sofort ein Security des Centers bei uns - "kein Stress" - er müsse nur melden wer wir sind. Es dauert bis die ersten Gespräche in Gang kommen. Einer will nichts von uns haben mit der Begründung, dass die doch sowieso machen was sie wollen. Willis Postkarten "Willi wählen macht glücklich" verteilt von Willi kommen gut an - vor allem bei Frauen. Eine ältere lachende Frau meint, "na wenn des so is, dann wähln mern halt". Im Center beginnt dann eine Baustellenparty mit Schlagern von Gil Ofarim und anschließender Autogrammstunde. Mit einem Italiener mit französischem Akzent ergibt sich ein längeres Gespräch. Wir erfahren dass Italien 2 Billionen Schulden hat, dass der ganze Müll Europas südlich von Neapel vergraben liegt, auch der Atommüll. Die Adria bei Bari, aber auch die Ostsee ist mit Senfgas und Sarin vergiftet. Erst 2017 erfahren wir die Wahrheit, weil erst dann die 70 Jahre Geheimhaltungszeit vorbei ist. Europa ist nur für die Börse, nicht für die Menschen. Wir sind regiert vom schwarzen Vogel. Der schwarze Vogel fliegt verkehrt herum, sieht nicht mehr was auf der Erde passiert, sieht nur noch denn blauen Himmel. Am Ende meint er, dass wir ihm gefallen und er uns wählen wird.
Drei 10-11 jährige Schüler erkennen ihren Lehrer Herrn Treutlein auf dem Plakat. "Der is cool". Unsere neue "Freie Zeitung" kommt gut an. Eine Frau auf dem Fahrrad, die vor uns an der Ampel steht, lächelt uns sehr freundlich an, will aber keinen Aufkleber, auch nicht nachdem wir ihr anbieten ihr Fahrrad zu putzen. Eine junge Mutter mit Kinderwagen zieht eisig ohne Reaktion auf die angebotene Zeitung an uns vorbei. Danach fröstelt es uns. Ein Chinese oder Vietnamese zeigt uns seinen deutschen Ausweis. Wir erfahren, dass im Mercado 12 von 30 Läden leerstehen. Überall stehen Schilder, die vom Umbau nachdem alles noch schöner wird, verkünden.
Spruch des Tages: "A anders Land is a bloß wie a neue Kneipe, da musst erst mal die Strukturen kennenlerna." Zwei alte Damen verabschieden uns "ja genau an scheena Tag nu."
Ein Infostand auf der Sebalder Seite ist deutlich ruhiger und weniger kaufgeschwängert als etwa in der Pfannenschmiedsgasse. Wir kontrollierten die Besucher, die durch den Laufer Schlagturm liefen. Besser, zum Teil auch abenteuerlich gekleidete Damen freute sich, hatte Willi doch mit seinen positiven Nachrichten die größte Wirkung. Wolfram Weber schlich sich vorbei. Der Finanzreferent der Stadt Nürnberg musste auch passieren und versprach, später zu zahlen, "bei den Haushaltsberatungen im Herbst". Der Brunnen des Mundartdichters Johann Grübel war willkommene Einfassung für unser Großtransparent. Das Rätsel der Nürnberger Mundart und der Einfluss aus der Oberpfalz weit hinter Lauf und Hersbruck wurde ebenso diskutiert wie das Wetter in San Francisco. Es regnete.
Fotos: Nikolaus Struck, Christian Körner, Text: Stephan Grosse-Grollmann
Unser Stand am Kopernikusplatz war direkt neben einem der "City Light Poster". Also einem beleuchteten Wechselplakakt, das dauernd hoch und runterfährt, um den Menschen auf seinem Weg durch die Stadt abzulenken und auf etwas hinzuweisen, das er doch kaufen solle. Unser Kommentar dazu war die Wiederholung den Hebens und Senkens mit Kunstwerken per Hand vor diesen Werbeplakaten. Genommen haben wir Exemplare aus der Aktion "Kunst im öffentlichen Raum, getarnt als Politik", welche an anderer Stelle von Nachtschwärmern beschädigt worden waren.
Fotos: Nikolaus Struck, Text: Stephan Grosse-Grollmann
Zwischen umsteigenden Bus- und U-Bahn Fahrgästen unterhalten wir uns mit einem Schausteller in Rente,
einem Flaschensammler, 15-jährigen betrunkenen Schülerinnen, vertriebenen Passauern,
Hundefreunden, jungen Paaren mit Kinderwägen, dem rumänischen Bürgermeister von Langwasser,
freundlichen Bäckereifachverkäuferinnen und dem kommunikativ gestylten Center-Manager begleitet
von drei Hausdetektiven, der darauf besteht, dass wir mit unserem Infostand 80 cm weiterrücken weil wir
seine Gehsteigplatten nicht nutzen dürfen.
Ein besonders interessierter Bürger liest unsere komplette 11-seitige
Langwasser Story.
Dafür spendieren wir ihm einen Kaffee.
Wir wissen jetzt, dass man auch nach 40 Jahren Arbeit eine Rente 5 Euro über dem Hartz 4 Satz haben
kann, wo man am billigsten Fleisch kaufen kann, dass das Bier bei Aldi 29 Cent kostet, dass Rottweiler
eigentlich immer nur spielen wollen und dass man eigentlich gar nichts gegen Ausländer hat, nur
müssen sie sich halt a weng an unsere Sitten anpassen.
Nach drei Stunden kennen wir wieder ein Stück Nürnberg mehr, haben alle kalte Füße
außer Helmuth, der seine neuen heizbaren Socken trägt. Mit der U-Bahn fahren wir zurück
zum KOMM und nehmen noch ein Getränk zu uns.